- geschrieben von Lene -
Warum dachte ich, so weit reisen zu müssen, um dieses besondere Gefühl von Freiheit & Unabhängigkeit zu spüren?
Aber wir hatten uns verändert. Wir passten nicht mehr hier her, mit unseren großen Träumen vom Leben & dem Wunsch nach Abenteuern.
Plötzlich war Winter, wo war die Zeit nur geblieben? Ich musste daran denken was meine Eltern manchmal sagen, dass die Zeit immer schneller vorbei geht, je älter man wird. Ich glaube nicht, dass das stimmt. Für meine Familie & Freunde ging das Jahr in dem ich nicht da war wahnsinnig schnell rum, da sie ihren gewohnten Tätigkeiten nachgingen und wenig neues erlebten. Ich habe in dem Jahr täglich neue Orte gesehen, neues Essen probiert, spontane Entscheidungen getroffen, mit inspirierenden Menschen gesprochen, den Moment genossen & für mich ging das Jahr im Vergleich zu den vorherigen unfassbar langsam rum. Ich denke, dass unsere Empfindung, wie schnell oder langsam Zeit vergeht, sehr stark durch neue oder immer wiederkehrende Reize beeinflusst wird.
Ich dachte an die Postkarte von Randle, an unseren Van und an die Zeit, die so schnell verstrichen ist, seit wir zurück in Deutschland waren. Ich vermisste es, zusammen mit Tobi, Fotos von besonderen Orten zu machen und sehnte mich nach Veränderung. Ich fragte Tobi, was er davon hält mit einem Bulli durch Europa zu reisen und die Idee nahm schnell Gestalt an. Wir wollten sowieso beide irgendwann wieder mit einem Van verreisen, eigentlich aber nicht innerhalb der nächsten paar Jahre.
Wieso warten, wenn uns hier sowieso nichts hält?
Letztendlich einigten wir uns auf den Nachfolger des T2’s, einen T3 und nach erneuter, ewig langer Suche sind wir nun seit Mitte Juli überglückliche Besitzer eines beigen T3’s: Elma.
Und jetzt stehen wir hier, der Sommer ist vorbei & wir noch keinen Kilometer mit unserem Bulli gefahren. Weil wir unterschätzt haben, wie viel Wartung und Aufarbeitung mit einem alten Auto zusammenhängen. Aber halb so wild. Wir fahren der Sonne hinterher und freuen uns auf warme Herbsttage, Schlafplätze am Meer, Eiscreme auf dem Supermarktparkplatz, sandige Handtücher und vor allem: Abenteuer!
Seit die Idee stand, haben wir so viel gearbeitet und Geld gespart, wie es nur möglich war. Ich habe gekellnert, im Lager gearbeitet, auf dem Weihnachtsmarkt Bücher verkauft, auf einer Messe gearbeitet und für eine Osterkampagne Bilder geschossen. Ich habe jede Sonn- & Feiertagsschicht mitgenommen, die ich kriegen konnte und parallel dazu haben wir nach dem perfekten Fahrzeug Ausschau gehalten, was weitaus mehr Zeit in Anspruch genommen hat als ich je gedacht hätte.
Ursprünglich wollten wir einen großen Transporter ausbauen. Ich glaube, ich konnte mich nicht ganz mit dem klobigen, großen Aussehen eines Transporters identifizieren & erwischte mich immer öfter dabei an einen alten VW Bus zu denken. Die nächsten 2 Monate suchten wir einen VW T2 Bulli, mein großer Traum seit einigen Jahren, der, wie wir nach einigen Besichtigungen und vielen Gesprächen zu zweit feststellen mussten, momentan finanziell einfach nicht möglich ist.