Warum ich mir die Haare abrasiert habe.

- geschrieben von Tobi -

Ich wollte schon lange mal ausprobieren wie ich mit ganz kurzen Haaren aussehe. Einfach alles abschneiden. Fand es immer so praktisch: Die Haare fliegen nicht im Gesicht rum, man muss sie nicht so oft waschen und man muss sich keine Gedanken machen, wie die Frisur gerade liegt und ob man „gut aussieht“. Nach dem Fahrradfahren stehen die Haare auch nicht plötzlich in alle Richtungen ab wie bei Albert Einstein.

Und genau da war auch mein Problem:
ich habe oft, zu oft überlegt wie ich aussehe. Und das obwohl ich ein Mensch bin, der gerne behauptet „Das sind doch nur Haare, die wachsen nach.“ Ich halte Frisuren für sehr unwichtig und möchte mich selbst nicht darüber definieren.
Bevor ich rausgegangen bin, habe ich aber drei mal gecheckt ob meine Haare gut liegen. Auch wenn ich nur zum Supermarkt gegangen bin. Wenn Lene Stories gemacht hat und ich mich in der Kamera gesehen habe, habe ich meine Haare korrigiert und so zurechtgelegt, dass ich in den Stories gut aussehe.

Ich möchte ein Mensch sein, der sich nicht über sein Aussehen definiert. Ich strebe nach innerem Wachstum. Nach Geistesfrieden, Klarheit, Dankbarkeit, Freiheit, Liebe, und Harmonie. Dennoch beobachte ich mich in alltäglichen Situationen, in denen ich auf mein Aussehen bedacht bin. Also ist mein Aussehen doch ein Wert, nach dem ich lebe. Ich möchte vor anderen gut dastehen und gut aussehen und mache mir Gedanken, wie ich auf anderen wirken könnte.

Und genau da war

auch mein Problem:

ich habe oft, zu oft überlegt

wie ich aussehe.

In den letzten Wochen hat sich der Wunsch nach einer Kurzhaarfrisur immer mehr gefestigt und damit kamen auch die negativen Gedanken:

Was ist wenn du damit komplett scheiße aussiehst? Du hast doch eine so hohe Stirn?
Dann sieht ja jeder deine Geheimratsecken. Deine Kopfform ist nicht ideal um es so kurz zu tragen. Lene wird die Frisur bestimmt doof finden. Ich wollte mich frei machen. Frei von den gesellschaftlichen Konditionierungen und frei von meinem Inneren Kritiker. Ich war es leid, mir selbst einzureden, nicht gut, schön, toll oder sonst was zu sein. Und mein neuer Haarschnitt half mir wieder auf Kurs zu sein.
Für mich war die ganze Aktion eine Bestätigung, dass ich wieder nach meinen eigenen Werte handle.

Und das lustigste an der Sache? Als ich gestern Abend 2-3 Stunden durch Köln spaziert bin, hatte ich all diese negativen Gedanken nicht. Bin mehr Menschen an einem Abend über den Weg gelaufen also in den letzten 3 Wochen zusammen. Ich habe mich wohl in meiner Haut gefühlt und musste ein paar mal lächelnd feststellen, dass ich keine negativen Gedanken habe und nicht einmal daran gedacht habe, wie ich auf andere wirken könnte. Nur als ich mein Spiegelbild in den Scheiben der Bars & Restaurants gesehen habe, ist mir meine Frisur aufgefallen. All die Überlegungen ob ich es machen soll oder nicht. All die Gedanken, wie ich aussehen könnte und was Andere von mir denken könnte. Alles nur in meinem Kopf.

Wenn du eine Sache willst, tu es einfach.
Lass dich nicht von deinen selbsterrichteten Blockaden zurückhalten. Hinterfrage auch deine gesellschaftlichen Konditionierungen. Nur weil alle anderen es so machen, musst du es Ihnen nicht gleich tun. Ein Beispiel wäre ein Hochzeit: Auf den Hochzeiten, auf denen ich bisher war, war es normal, dass jeder Mann einen Anzug trug. Für die letzte Hochzeit habe ich mir sogar extra eine neue Anzugshose gekauft und ein neues Sakko. Beides lag danach 2 Jahre im Schrank rum und wurde nicht noch einmal getragen. Was ein Schwachsinn. Auf die nächste Hochzeit gehe ich in der Kleidung, in der ich mich wohl fühle und kaufe mir nicht extra Kleidung.

Wir sollten öfter hinterfragen, warum wir bestimmt Dinge tun, wenn wir merken, dass wir eigentlich lieber anders handeln wollen. Der wichtigste Schritt wäre jetzt zu definieren, was seine eigenen Werte sind. Und genau das werde ich gleich machen. Ich schnappe mir mein Journal und schreibe einfach mal wieder auf, nach welchen Werten ich leben will und nach welchen ich gerade lebe.
So kann ich prüfen, ob ich gerade auf Kurs bin.

Was sind meine Werte, nach denen ich leben will?
Und was sind die Werte nach denen ich im Alltag lebe?
Wenn ich unendlich reich wäre, was würde ich tun?
Was möchte ich in den nächsten 10 Jahren erreichen?
Warum kriege ich es aktuell nicht hin nach meinen Werten zu leben?

Was blockiert mich?
Wo sehe ich mich in 6 Monaten, in einem Jahr?
Was will ich gerade vom Leben?

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